Am 09. und 10. Januar 2025 fand die Wintertagung der Vereinigung der Schulleitungen der Gymnasien und Schulen mit gymnasialer Oberstufe in Mecklenburg-Vorpommern (SLGYM-MV) am Sportgymnasium Neubrandenburg statt. Knapp 50 Schulleiterinnen und Schulleiter tauschten sich über aktuelle schulpolitische Herausforderungen aus.

Das Sportgymnasium Neubrandenburg übernahm erstmals die Ausrichtung der Tagung. Gastgeberin und Vorstandsmitglied der SLGYM-MV, Judith Ewald, betonte die Bedeutung des regelmäßigen Dialogs zwischen den Schulleitungen und dem Bildungsministerium, insbesondere zur Weiterentwicklung der gymnasialen Bildung.

Einen besonderen Akzent setzte der renommierte Bundesliga-Schiedsrichter Bastian Dankert, der als Gastreferent über „Kommunikation als Führungskraft in Konfliktsituationen“ sprach. Sein praxisnaher Vortrag veranschaulichte Parallelen zwischen der Entscheidungsfindung im Leistungssport und den Herausforderungen im Schulalltag.

Zentrales Thema der Tagung war der anhaltende Lehrermangel, der insbesondere in ländlichen Regionen immer deutlicher zu spüren ist. Die Teilnehmenden betonten die Notwendigkeit einer besseren Verteilung von Fachlehrkräften, um ein flächendeckend hochwertiges Bildungsangebot sicherzustellen.
Gefordert wurden berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte in Mangelfächern sowie eine stärkere staatliche Steuerung von Praktika und Referendariatsplätzen. Auch finanzielle Anreize wie Umzugskostenzuschüsse für angehende Lehrkräfte im ländlichen Raum wurden diskutiert.

Ein weiteres zentrales Anliegen war die Attraktivität von Leitungsfunktionen. Die Schulleitungen beklagten, dass es kaum Entwicklungsperspektiven oder Beförderungsmöglichkeiten gibt und dass die Arbeitsbelastung durch überbordende Bürokratie stetig wächst.
Zur Verbesserung der Situation wurde eine signifikante Erhöhung der Beförderungsstellen, die Einführung von Verwaltungsfachkräften an jeder Schule sowie eine spürbare Entlastung von administrativen Aufgaben gefordert. Zudem wurde betont, dass angestellte Schulleitungen gegenüber ihren verbeamteten Kolleginnen und Kollegen nicht benachteiligt werden dürfen.

Auch die Stärkung des gymnasialen Bildungsanspruchs war Gegenstand intensiver Diskussionen. Die Tagungsteilnehmer kritisierten, dass das Gymnasium in Mecklenburg-Vorpommern faktisch zu einem sechsjährigen Bildungsgang geworden sei, während andere Bundesländer zu G9 zurückkehren. Um die gymnasiale Qualität zu sichern, müsse der gymnasiale Bildungsanspruch ab Klasse 5 , verbunden mit einer klaren Binnendifferenzierung gewährleistet sein.
Zudem wurde über eine stärkere Steuerung der Schulwahl diskutiert, um Überforderung und hohe psychische Belastungen bei Schülerinnen und Schülern zu vermeiden.

Angesichts der wachsenden Herausforderungen im Schulalltag wurde zudem die Notwendigkeit zusätzlicher Unterstützungssysteme hervorgehoben. So müsse die Zahl der Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter dringend erhöht werden, um Schülerinnen und Schülern in schwierigen Situationen besser zur Seite stehen zu können.
Auch die Schulbauprogramme des Landes sollten ausgeweitet und verstetigt werden, um moderne und gut ausgestattete Lernumgebungen zu schaffen. Schließlich wurde betont, dass die Digitalisierung in der Schulverwaltung nicht zu zusätzlichen Belastungen führen dürfe, sondern mit höchster Priorität auf Nutzerfreundlichkeit ausgerichtet werden muss.

Die Wintertagung der Vereinigung ermöglichte auch einen konstruktiven Austausch zwischen den Schulleitungen und den anwesenden Vertretern des Ministeriums. Es wurde deutlich, dass akuter Handlungsbedarf in der Lehrergewinnung, der Entlastung von Schulleitungen und der Stärkung des gymnasialen Bildungsanspruchs besteht. Die SLGYM-MV wird die erarbeiteten Forderungen weiterverfolgen und den Dialog mit der Landesregierung intensivieren.

Die nächste Tagung ist bereits in Planung, um den Austausch zu vertiefen und die Umsetzung der Vorschläge zu evaluieren.

Neubrandenburg, Januar 2025